Twelve Days to London
Tag 7 - Skandal!

Tag 7 - Skandal!

1883, Jul 11    

Die Meldungen des Tages: +++Kämpfe in Essex und Kent dauern an. +++ Keine Verbindung zu Britischen Truppen in East Kent. +++ Französische Flotte kreuzt in der Irischen See. +++ Invasoren verwüsten Essex und drangsalieren die Zivilbevölkerung. +++ Europa in Sorge um das Schicksal der Löwin von Southend. +++ Lynchmob in London fordert Hinrichtung eines französischen Spions. +++

Amoklaufende Polizeibehörde bedrängt patriotische Bürger!

The modern Woman, London.

Unsere Reporterin, Sibyl Busby, berichtet.

Der Krieg, so heißt es, bring das Beste, aber auch das Schlechteste im Menschen hervor. Unter letzterem mußte ein aufrichtiger Patriot, der junge Telegraph Operator Cyrus S., leiden. Dem allgemeinen Aufruf zur Wachsamkeit folgend hatte er verdächtige Aktivitäten in seiner Nachschaft versucht, zur Anzeige zu bringen. Anstatt daß aber die Polizei seinen Hinweisen nachgegangen wäre, wurde Cyrus S. selbst verhaftet, in eine Polizeistation geschleppt und dort in einem Keller mehr als 20 Stunden lang brutal gefoltert. Ich konnte gestern länger mit ihm sprechen, und obwohl er seine Arbeit wieder aufgenommen hat, ist er doch sowohl physisch als auch psychisch ein gebrochener Mann. Immer noch, so versicherte er mir, werde er beobachtet, und er verstehe nicht, warum. Er habe einzig seiner Bürgerpflicht nachkommen wollen, und sei dafür aufs Schwerste bestraft worden. Cyrus S. gehört unser Mitleid - und die Londoner Polizeibehörde muß sich fragen lassen, warum sie es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat, das Leben eines einfachen Telegraph Operator zu zerstören - und dabei, so konnte ich von Kontakten in der Polizei erfahren, nicht einmal seinem ursprünglichen Hinweis nachgegangen ist. Gut möglich also, daß ein feindlicher Spion weiterhin seiner Tätigkeit nachgeht und sich angesichts dieser Posse ins Fäustchen lacht. Meine Leserinnen werden sicher mit mir übereinstimmen - diese Affäre muß Konsequenzen haben! Gerade in Zeiten einer nationalen Anstrengung kann es nicht sein, daß die mit der Sicherheit der Bürger beauftragten Behörden meinen, sie hätten nichts besseres zu tun, als unbescholtene Londoner zu schikanieren.