Twelve Days to London
Die Vorgeschichte - Schlacht um den Ärmelkanal

Die Vorgeschichte - Schlacht um den Ärmelkanal

1883, Jul 05    

Nachdem sich die Ägyptenkrise in der Folge der englischen Bombardierung von Alexandria (06-1882) zu einem anglo-französischen Konflikt ausgeweitet hat, kommt es in Frankreich zum Sturz der Regierung de Freycinet (07-1882). An der Spitze einer neuen, radikalnationalistischen Bewegung wendet sich der neue Premierminister Albin Richemont vom außenpolitischen Kurs seiner Vorgänger ab. Er läßt die englische Intervention in Ägypten scharf verurteilen und beginnt, Kontakte zu Ahmed Urabi zu knüpfen. Versuche, Urabi konkrete Unterstützung zukommen zu lassen, scheitern allerdings, der englische Sieg bei Tell El Kebir (09-1882) führt schließlich zur Umwandlung Ägyptens in ein englisches de-facto Protektorat. Noch während der englischen Operationen in Ägypten führt die Aufbringung des mit Waffen und Munition für die Truppen Urabis beladenen französischen Dampfers San Jacinto und die Festnahme zweier französischer Gesandter durch das englische Kanonenboot HMS Trent zu einer weiteren, erheblichen Belastung des englisch-französischen Verhältnisses.

In den folgenden Monaten kommt es zu verschiedenen kleineren Zusammenstößen englischer und französischer Streitkräfte in Afrika und Südostasien, die das englisch-französische Verhältnis weiter erheblich belasten. Auch angesichts steigenden innenpolitischen Drucks beginnt die Regierung Richemont zu Beginn des Jahres 1883 zunächst im Geheimen mit Kriegsvorbereitungen. Diese nehmen im Frühjahr 1883 immer konkretere Formen an und bleiben auch der englischen Seite nicht verborgen. Entsprechende Vorbereitungen auf englischer Seite bleiben allerdings aus; der Kriegsausbruch im Juni 1883 trifft die englische Regierung insofern weitgehend unvorbereitet, als der größte Teil der Royal Navy im Mittelmeer versammelt bleibt; zwar wird bereits im April 1883 ein Teil der Reserve mobilisiert und zu einer Particular Service Squadron formiert, diese verbringt jedoch zunächst mehrere Wochen zur Ausbildung in der Irischen See. Die ohnehin vergleichsweise schwache Channel Squadron kann durch einen überraschenden Angriff leichter Kräfte am 5. Juni 1883 größtenteils ausgeschaltet werden; ein Eintreffen stärkerer Kräfte der Royal Navy im Kanalraum ist erst wieder in 12-14 Tagen zu erwarten. Dadurch hat die französische Führung nun ein Zeitfenster für eine Landung an der englischen Südküste und kann für gelandete Kräfte Nachschub heranführen.